1001 Berufsgruppen in der Psychotherapie, einfach erklärt

26. Oktober 2023by Carina Zachariae0

Psychotherapeuten, Psychologen, Psychiater, Heilpraktiker und Coaches… Es gibt gefühlt 1001 Berufsgruppen in der Psychotherapie, aber wer macht was? Dass man da als Laie nicht durchblickt, ist kein Wunder. Hier eine Übersicht über die Berufsbezeichnungen und ihre Tätigkeitsfelder:

Der Begriff „Psychotherapeut“ ist gesetzlich geschützt, nur Ärzte mit Fachbereich Psychiatrie oder Psychosomatik und psychologische Psychotherapeuten (Psychologen mit Zusatzqualifikation in Psychotherapie) dürfen sich so nennen, außerdem ein paar unbekanntere Ausnahmen.

Ein Facharzt für Psychiatrie, ein Psychiater, behandelt häufig Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, bei denen eine engmaschige Betreuung erforderlich ist, z.B. weil starke Psychopharmaka eingenommen werden müssen oder weil eine hohe suizidale Grundgefahr vorliegt. Dies ist z.B. bei Menschen mit Schizophrenie oder schweren Depressionen der Fall. Ein Facharzt für Psychosomatik befasst sich vorrangig mit psychischen Symptomen und ganzen Störungsbildern, die sich körperlich („somatisch“) äußern, obwohl sie psychisch verursacht sind. Die Patienten haben typischerweise unzählige Arztbesuche hinter sich, aber es konnte keine ausreichende körperliche Erklärung gefunden werden, weshalb man nun nach nicht-körperlichen Ursachen sucht. Menschen mit Schmerzstörungen sind häufig seine Patienten.

Wer Psychologie studiert hat, ist aber nicht automatisch ein Psychotherapeut, denn diese Bezeichnung darf man nur nach abgeschlossener Zusatzausbildung in Psychotherapie führen. Jemand ohne diese Qualifikation ist ein Psychologe, der sowohl beratende Tätigkeiten ausüben kann (z.B. Schulpsychologen) oder mit entsprechender Spezialisierung sogar in der freien Wirtschaft arbeiten kann, z.B. in der Marktpsychologie. Doch dieser Beitrag konzentriert sich auf den Einsatz in der Psychotherapie. Ein reiner Psychologe hat keine Kassenzulassung, der psychologische Psychotherapeut allerdings schon, sofern er keine Privatpraxis betreibt.

Es gibt 1001 Berufsgruppen in der Psychotherapie. Nicht alle nennen sich „Psychotherapeuten“.

 

Heilpraktiker sind zwar zur Ausübung der Psychotherapie berechtigt, dürfen sich aber per Gesetz nicht „Psychotherapeut“ nennen. Heilpraktiker fallen jedoch ebenfalls unter die Heilkunde und sind daher nicht mehrwertsteuerpflichtig. Allerdings haben Sie keine Kassenzulassung, sie können also keine Leistung mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechnen. Man unterscheidet zwischen dem (allgemeinen) Heilpraktiker und dem Heilpraktiker für Psychotherapie, bei letzterem finden sich im Tätigkeitsfeld keine „körperlichen“ Leistungen, daher die Beschränkung im Titel. Sollte die Einnahme von Psychopharmaka sinnvoll sein, muss das in Rücksprache mit dem Hausarzt geschehen, denn nur Ärzte dürfen Psychopharmaka verschreiben, keine andere Personengruppe.

Dann gibt es da noch das weite Feld der Coaches. Coaches bzw. psychologische Berater fallen per Gesetz nicht unter Heilkunde und müssen daher 19% MwSt auf ihre Leistungen erheben. Ihr Angebot fällt nicht in den Bereich der Psychotherapie, es handelt sich eher um Tätigkeiten im Bereich der Beratung oder Begleitung in bestimmten Lebenssituationen (z.B. Trauerbegleitung, Veränderungen des Lebensstils etc.).

Zunehmend finden sich auch immer mehr Coaches, Berater und Begleiter, deren Angebot im spirituellen Bereich angesiedelt ist. Über solche Anbieter scheiden sich die Geister: Es gibt durchaus genügend Fälle, wo diese Methoden eine positive Wirkung erzielt haben. Problematisch für diese Gruppe ist allerdings, dass es hier überdurchschnittlich viele Anbieter gibt, die aus den Problemen der Menschen Profit schlagen wollen und große Wirkungsversprechen in überteurten Angeboten geben. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Ruf der gesamten Gruppe.

Meine Praxis ist in Ingelheim (Ortsteil Heidesheim) angesiedelt, daher gebe ich ein Beispiel für diesen Ort: Wenn man z.B. nach „Psychotherapie Ingelheim“ sucht, findet man Praxen mit verschiedenen Spezialisierungen. Mindestens im Impressum kann man herausfinden, welchem Zweig der Therapeut oder Psychotherapeut angehört. Falls man keine Angaben zur Berufsausbildung auf der Webseite des Betreibers findet, darf man die Seriösität des Angebots infrage stellen, denn es gibt leider viele schwarze Schafe. Portale wie therapie.de geben ebenfalls eine Übersicht über seriöse Anbieter unter Angabe der Berufsgruppe.

In der Überschrift heißt es „einfach erklärt“. Ich habe mich bemüht mich so kurz wie möglich zu fassen, aber dabei nichts Notwendiges wegzulassen. Ich hoffe ich konnte die einzelnen Berufsgruppen in der Psychotherapie verständlich erläutern. Hier geht’s zu weiteren Artikeln meines Blogs.

Bildquelle: Gerd Altmann auf Pixabay

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *